Das Gebäude der heutigen Chemnitzer Straße 56 ist jeher eng mit dem Spielwarenverlag der Fa. C. F. Drechsel verbunden. Errichtet wurde es durch die Firma C. F. Drechsel 1906 im Zuge einer Geschäftserweiterung zu einem bestehenden Lagerhaus, welches sich damals direkt unterhalb des jetzigen Gebäudes befand (heute Ecke Chemnitzer/Marbacher Straße). Um den geringen Flächeninhalt des Grundstücks bestmöglich auszunutzen, entstand ein Hausgrundriss mit abgeschrägter Hausfront an der Straßenseite. Weitere Herausforderungen waren schon damals Vorgaben im Zuge eines geplanten Straßen- und Fußwegausbaus, der unter dem Neubau tangierende Dorfbach sowie Brandschutzauflagen bedingt durch die dichte Bebauung mit feuergefährdeten Objekten in unmittelbarer Nähe. Für heutige Verhältnisse kaum vorstellbar, vergingen von Einreichung der Baugenehmigung bis zur Fertigstellung lediglich 9 Monate. Gemäß einer Eintragung im Brandbuch der Feuerwehr Waldkirchen fiel das alte Lagergebäude am „30.06.1910 um halb Uhr 3 nachts“ einem Brand zum Opfer. Obwohl die Firma C. F. Drechsel einen Antrag auf Wiederaufbau des abgebrannten Gebäudes stellte, wurde dieser jedoch nie umgesetzt. Gründe hierfür sind heute leider nicht mehr belegbar. Da der damalige Inhaber der Firma C. F. Drechsel, Kurt Rudolf Hunger, keine eigenen Nachkommen hatte, veräußerte dieser bereits 1928 das Geschäft an seinen Angestellten Paul Wappler. Im Jahr 1929 folgte schließlich auch der Verkauf des Gebäudes. Das Eigentum ging je zur Hälfte an Paul Wappler und Herbert Franke über. Der Kaufmann Franke betrieb danach einen Gemüseladen im Haus. Neben der Kaufsumme von 18.000 RM gewährte Hunger den beiden Kaufleuten ein Darlehen für den Umbau zum Wohn- und Geschäftshaus. Zusätzlich erhielten Paul Wappler und Herbert Franke einen Baukostenzuschuss in Höhe von 8.000 RM seitens der Gemeinde Grünhainichen. Der Umbau, bei dem auch 3 Wohnungen entstanden, begann im selben Jahr. Da bereits in einem Grundbuchauszug von 1934 Kurt Rudolf Hunger wieder als Eigentümer der vorderen Haushälfte eingetragen wurde, ist zu vermuten, dass Herbert Franke aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Lage seinen Kaufverpflichtungen nicht nachkommen konnte. Danach folgten viele Jahrzehnte eines geteilten Hauses. Der hintere Teil blieb im Besitz von Paul Wappler und später seiner Tochter Anneliese und deren Ehemann Johannes Harbeck. Im Erdgeschoss befanden sich Büro und Versand der Firma C. F. Drechsel. In der 1. Etage wohnten die Familien Wappler und Harbeck. Das Dachgeschoss wurde als Lager genutzt. Der vordere, zur Straßenseite genutzte Teil blieb im Besitz von Kurt Rudolf Hunger bzw. dessen Erben. Zunächst betrieb noch der Kaufmann Tauscher ein Lebensmittelgeschäft im Erdgeschoss. Nach Gründung der DDR folgte der Einzug eines Ladens der Konsumgenossenschaft. Das 1. Obergeschoss wurde wie das Dachgeschoss für Wohnzwecke genutzt. Durch notariellen Verzicht der Erbengemeinschaft Hunger auf ihren Teil des Hauses im Jahr 1973, wurde dieser „Eigentum des Volkes“. Rechtsträger hierfür war zunächst die Gemeinde Grünhainichen und ab 1984 der VEB (K) Gebäudewirtschaft Flöha. Nach der politischen Wende 1989 bestand für die Eheleute Anneliese und Johannes Harbeck die Möglichkeit, den vorderen Teil des Hauses käuflich zu erwerben. Seit 1991 ist das Gebäude vollumfänglich im Besitz der Familie Harbeck, was einer betrieblichen Nutzung sowie einer einheitlichen Außengestaltung dienlich war.
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