Bei diesem sehr alten historischen Haus haben wir durch schriftliche Akten wie Grundbuch oder Brandversicherungskataster eine belastbare Haushistorie ab ca. 1840. Das Baujahr liegt mit Sicherheit noch viel weiter zurück und kann aber leider nicht genau nachgewiesen werden. Überlieferungen der Ortschronik, die noch mindestens weitere 100 Jahre zurückblicken, sind uns zum Glück erhalten geblieben.
1723 wurde erstmalig der Pfeifendreher Conrad Oehme erwähnt. Die Unternehmerfamilie Oehme hatte vermutlich hier ihr Stammhaus. Aber noch weitere Standorte in Grünhainichen, an denen mit Wasserkraft gedrechselt wurde, z.B. auf dem Mühlenplatz, wurden unter der Regie der Familie Oehme geführt.
Hier am Standort wurde laut Ortschronik mit kleinen Drehhäuschen, die direkt auf dem damals noch offenen Bach standen, das Pfeifendreherhandwerk ausgeführt. Unterschlächtige kleine Wasserräder, die direkt vom Bachwasser angetrieben wurden, ermöglichten ohne aufwendigen Mühlenteich den Drechselvorgang. Johann Gottfried Oehme wurde 1727 als Erbauer und Betreiber von mindestens 3 Drehmühlenhäuschen genannt. Die Pfeifen, die hergestellt wurden, können wir uns am besten als Musikinstrument für Kinder vorstellen, ähnlich einer Flöte.
Familie Oehme war Marktführer; vom Export ihrer Produkte bis in die heutigen USA schon um 1770 wurde berichtet.
Veränderungen an der Stra.enführung mit der Verschließung des Dorfbachs um 1850 führten zur Entfernung der Drehhäuschen. Dies bedeutete aber nicht das Ende der Pfeifenproduktion zu diesem Zeitpunkt, durch die noch vorhandenen anderen Drehmühlenstandorte der Familie Oehme.
1843 wurde im ersten Grundbucheintrag für dieses Haus Karl Friedrich Wilhelm Oehme aufgeführt. Nach seinem Tod 1882 erbte Ehefrau Christiane Christliebe Oehme das Anwesen. Mit dem Verkauf des Hauses 1888 an den Spielwarenfabrikanten Richard Richter ging die Oehmsche Pfeifendrehergeschichte zu Ende.
Die Spielwarenherstellung von Puppenstuben, Puppenküchen und Kaufmannsläden war nun hier im Haus ansässig. Der Name „Puppenstuben Richter“ etablierte sich und lässt sich bis in die 1930er Jahre nachweisen. Danach nutzen die Familien von Richard Richters Sohn Alfred und dann dessen Tochter Annemarie, verehelicht Otto, das Haus zu Wohnzwecken.
Der Ehemann von Annemarie Otto, Joachim Otto, hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Überlieferungen der Ortsgeschichte erhalten blieben. Er hatte ehrenamtlich bis zu seinem Tod 1996 als Ortschronist gearbeitet und eine Chronik für die Nachwelt niedergeschrieben.
Seit 1998 ist Familie Theile der Eigentümer des Hauses und hat den heutigen, sehr guten Zustand des historischen und denkmalgeschützten Fachwerkhauses hergestellt.
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