Die Spielwarenfach- und Gewerbeschule

Alte Hausnummer: 6C
T-Nr.: G15

Die Spielwarenfach- und Gewerbeschule

Alte Hausnummer: 6C
T-Nr.: G15

Am 31.03.1879 wurde das Gebäude der „Fachschule für Spielwaren-Industrie in Grünhainichen“ als Fachschule für die Holzindustrie und Pflichtberufsschule eingeweiht und der Lehrbetrieb unter dem Schulleiter Rudolf Enke aufgenommen. Hier wurden die Volksschulklassen von Grünhainichen und umliegenden Orten im Zeichnen sowie zukünftige Holzarbeiter im Zeichnen, Rechnen, Schreiben und der Buchführung unterrichtet. Es gab eine Malerklasse, in der u.a. das Bemalen von Spielwaren vermittelt wurde. In einer letzten Abteilung lernten Schüler aus anderen, der Holzindustrie fremden, Berufsrichtungen das Freihand- und Linearzeichnen sowie das Entwerfen. Die Fachschule sollte auch mit neuen Entwürfen und Mustern dem Aufschwung des einheimischen Gewerbes dienen.
Im Juli 1884 wurde die Schulleitung neu besetzt und ein Direktorenposten geschaffen. Der Oberlehrer Albert Wendt übernahm diesen, bezog die Schulleiterwohnung und brachte der Einrichtung und dem Ort viele Innovationen. Unter seiner Leitung wurde die Erprobung neuer Spielwarenentwürfe ermöglicht. Auch durch seine Initiative nahm noch 1884 die erste „Elektricitäts-Centrale“ mit 110 V Gleichstrom ihren Betrieb auf und sorgte damit für die Modernisierung des Maschinenantriebs und die Beleuchtung der Werkstätten. Unter Direktor Wendt wurde zunehmend die Herstellung von architektonischem Spielzeug sowie von Gebrauchsgegenständen unterrichtet. Durch die steigenden Schülerzahlen wurde 1900 dieSchule um ein Werkstattgebäude mit Maschinensaal, Werkstätten und großem Mustersaal im Obergeschoss sowie um eine Scheune zur Holzlagerung erweitert. 1919 schied Direktor Wendt altersbedingt aus.
Er wurde von Herrn Prof. Alwin Seifert, dem Direktor der Spielwarenfachschule in Seiffen, abgelöst. Prof. Seifert wurde gleichzeitig mit der Leitung der Grünhainichener Einrichtung betraut, zu der er später komplett wechselte. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erfolgte die Namensänderung zu „Staatliche Spielwarenfach- und Gewerbeschule“. Prof. Seifert hatte schon in Seiffen das Spanbaumstechen wiederbelebt und die Fertigung von Laternen mit weihnachtlichen Motiven vorangetrieben. Beides wurde nun auch in Grünhainichen weitergeführt. Sein Markenzeichen waren traditionelle, aber in einfache Formen gebrachte Spielwarenmuster. Er wandelte naive erzgebirgische Volkskunst zu qualitativ hochwertigen Kunstgewerbeartikeln. Nach 14-jähriger Lehrtätigkeit beurlaubte man Prof. Seifert im neuen nationalsozialistischen Staat.
1933 wurde der ideologisch angepasste Herr Martin Schache neuer Schulleiter. Die erste Lehrlingsabteilung für den Beruf des Spielzeugmachers wurde 1943 eingerichtet, die Pflichtberufsschule für andere Berufe bestand weiterhin. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Lehrbetrieb durchgehend bis April 1945 aufrechterhalten.
Schon im Oktober 1945 öffneten sich wieder die Schultüren. Der Drechsler Herr Friedrich Jehmlich wurde bereits im Mai 1945 eingestellt und bekam als neuer Direktor die Leitung übertragen. Den Unterricht nahmen eine Lehrlingsklasse für Spielzeugmacher mit 14 Schülern, die Pflichtberufsschule mit 170 Schülern und die Vorschule für Kinder der Volksschulklassen mit 328 Schülern auf. Die Vorschule bot das Zeichnen, die Herstellung von Papierarbeiten sowie das Erlernen von einfachen Schnitz- und Laubsägearbeiten an. Im April 1954 erhielt Friedrich Jehmlich die Kündigung als Leiter der Fachschule und das Angebot, zukünftig für die Pflichtberufsschüler als Lehrer tätig zu sein. Er lehnte ab. Trotz intensiver Bemühungen der Gemeinde Grünhainichen wurde die Schließung des Fachschulbereiches in der noch jungen DDR beschlossen. Die letzte „Spielwarenvollklasse“ beendete ihre Ausbildung im Juli 1954. Bis Juli 1957 besuchten nur noch Pflichtberufsschüler die Einrichtung. Schon 1955 vermietete die Gemeinde das Erdgeschoss des leer stehenden Werkstattgebäudes bis 1960 an den Grünhainichener Wirkwarenbetrieb Gerhard Bohring. Der ehemalige Mustersaal der Fachschule blieb mit seinen Exponaten erhalten. Im Schulgebäude zog mit dem Schuljahr 1958/59 die Grundschule der Klassen 1 bis 4 ein und ab Ende 1960 konnte auch das ehemaligen Werkstattgebäude sowie das Außengelände für den Werk- und Schulgartenunterricht genutzt werden. Ab dem 01.05.1965 öffnete Grünhainichen die noch vorhandene Musterausstellung der Fachschule für die Öffentlichkeit. Die Ausstellung wurde in der Folgezeit durch Exponate verschiedener Grünhainichener Zirkel bereichert. Es standen immer die Holzspielwaren und kunstgewerblichen Erzeugnisse des Ortes im Vordergrund, aktuelle Produkte der einheimischen Hersteller ergänzten die Schau. Im September 1979 wurden Teile der alten Werkräume des Werkstattgebäudes der „Schuljugend“ als Schulklub übergeben, welcher im März 1987 in einen Jugendclub umgewandelt wurde.
Nach der Wende 1990 war durch die Schulreform im Freistaat Sachsen das Ende der Bildungseinrichtung absehbar. 1992 verließen die letzten Schulklassen das Gebäude. Der Jugendclub wurde ein eingetragener Verein und gründete in seinen Räumen die Vereinsgaststätte „Zur alten Gewerbeschule“, die Ausstellung wurde zum Museum „Erzgebirgische Volkskunst“. Das Schulgebäude nutzte man noch einige Jahre als Lager sowie Treffpunkt für Vereine, Jugendliche und Kulturschaffende. Derzeit herrscht Leerstand. Ein zukünftiges Nutzungskonzept ist in Planung.

Am 31.03.1879 wurde das Gebäude der „Fachschule für Spielwaren-Industrie in Grünhainichen“ als Fachschule für die Holzindustrie und Pflichtberufsschule eingeweiht und der Lehrbetrieb unter dem Schulleiter Rudolf Enke aufgenommen. Hier wurden die Volksschulklassen von Grünhainichen und umliegenden Orten im Zeichnen sowie zukünftige Holzarbeiter im Zeichnen, Rechnen, Schreiben und der Buchführung unterrichtet. Es gab eine Malerklasse, in der u.a. das Bemalen von Spielwaren vermittelt wurde. In einer letzten Abteilung lernten Schüler aus anderen, der Holzindustrie fremden, Berufsrichtungen das Freihand- und Linearzeichnen sowie das Entwerfen. Die Fachschule sollte auch mit neuen Entwürfen und Mustern dem Aufschwung des einheimischen Gewerbes dienen.
Im Juli 1884 wurde die Schulleitung neu besetzt und ein Direktorenposten geschaffen. Der Oberlehrer Albert Wendt übernahm diesen, bezog die Schulleiterwohnung und brachte der Einrichtung und dem Ort viele Innovationen. Unter seiner Leitung wurde die Erprobung neuer Spielwarenentwürfe ermöglicht. Auch durch seine Initiative nahm noch 1884 die erste „Elektricitäts-Centrale“ mit 110 V Gleichstrom ihren Betrieb auf und sorgte damit für die Modernisierung des Maschinenantriebs und die Beleuchtung der Werkstätten. Unter Direktor Wendt wurde zunehmend die Herstellung von architektonischem Spielzeug sowie von Gebrauchsgegenständen unterrichtet. Durch die steigenden Schülerzahlen wurde 1900 dieSchule um ein Werkstattgebäude mit Maschinensaal, Werkstätten und großem Mustersaal im Obergeschoss sowie um eine Scheune zur Holzlagerung erweitert. 1919 schied Direktor Wendt altersbedingt aus.
Er wurde von Herrn Prof. Alwin Seifert, dem Direktor der Spielwarenfachschule in Seiffen, abgelöst. Prof. Seifert wurde gleichzeitig mit der Leitung der Grünhainichener Einrichtung betraut, zu der er später komplett wechselte. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erfolgte die Namensänderung zu „Staatliche Spielwarenfach- und Gewerbeschule“. Prof. Seifert hatte schon in Seiffen das Spanbaumstechen wiederbelebt und die Fertigung von Laternen mit weihnachtlichen Motiven vorangetrieben. Beides wurde nun auch in Grünhainichen weitergeführt. Sein Markenzeichen waren traditionelle, aber in einfache Formen gebrachte Spielwarenmuster. Er wandelte naive erzgebirgische Volkskunst zu qualitativ hochwertigen Kunstgewerbeartikeln. Nach 14-jähriger Lehrtätigkeit beurlaubte man Prof. Seifert im neuen nationalsozialistischen Staat.
1933 wurde der ideologisch angepasste Herr Martin Schache neuer Schulleiter. Die erste Lehrlingsabteilung für den Beruf des Spielzeugmachers wurde 1943 eingerichtet, die Pflichtberufsschule für andere Berufe bestand weiterhin. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Lehrbetrieb durchgehend bis April 1945 aufrechterhalten.
Schon im Oktober 1945 öffneten sich wieder die Schultüren. Der Drechsler Herr Friedrich Jehmlich wurde bereits im Mai 1945 eingestellt und bekam als neuer Direktor die Leitung übertragen. Den Unterricht nahmen eine Lehrlingsklasse für Spielzeugmacher mit 14 Schülern, die Pflichtberufsschule mit 170 Schülern und die Vorschule für Kinder der Volksschulklassen mit 328 Schülern auf. Die Vorschule bot das Zeichnen, die Herstellung von Papierarbeiten sowie das Erlernen von einfachen Schnitz- und Laubsägearbeiten an. Im April 1954 erhielt Friedrich Jehmlich die Kündigung als Leiter der Fachschule und das Angebot, zukünftig für die Pflichtberufsschüler als Lehrer tätig zu sein. Er lehnte ab. Trotz intensiver Bemühungen der Gemeinde Grünhainichen wurde die Schließung des Fachschulbereiches in der noch jungen DDR beschlossen. Die letzte „Spielwarenvollklasse“ beendete ihre Ausbildung im Juli 1954. Bis Juli 1957 besuchten nur noch Pflichtberufsschüler die Einrichtung. Schon 1955 vermietete die Gemeinde das Erdgeschoss des leer stehenden Werkstattgebäudes bis 1960 an den Grünhainichener Wirkwarenbetrieb Gerhard Bohring. Der ehemalige Mustersaal der Fachschule blieb mit seinen Exponaten erhalten. Im Schulgebäude zog mit dem Schuljahr 1958/59 die Grundschule der Klassen 1 bis 4 ein und ab Ende 1960 konnte auch das ehemaligen Werkstattgebäude sowie das Außengelände für den Werk- und Schulgartenunterricht genutzt werden. Ab dem 01.05.1965 öffnete Grünhainichen die noch vorhandene Musterausstellung der Fachschule für die Öffentlichkeit. Die Ausstellung wurde in der Folgezeit durch Exponate verschiedener Grünhainichener Zirkel bereichert. Es standen immer die Holzspielwaren und kunstgewerblichen Erzeugnisse des Ortes im Vordergrund, aktuelle Produkte der einheimischen Hersteller ergänzten die Schau. Im September 1979 wurden Teile der alten Werkräume des Werkstattgebäudes der „Schuljugend“ als Schulklub übergeben, welcher im März 1987 in einen Jugendclub umgewandelt wurde.
Nach der Wende 1990 war durch die Schulreform im Freistaat Sachsen das Ende der Bildungseinrichtung absehbar. 1992 verließen die letzten Schulklassen das Gebäude. Der Jugendclub wurde ein eingetragener Verein und gründete in seinen Räumen die Vereinsgaststätte „Zur alten Gewerbeschule“, die Ausstellung wurde zum Museum „Erzgebirgische Volkskunst“. Das Schulgebäude nutzte man noch einige Jahre als Lager sowie Treffpunkt für Vereine, Jugendliche und Kulturschaffende. Derzeit herrscht Leerstand. Ein zukünftiges Nutzungskonzept ist in Planung.

Verknüpfte Wanderungen:

Grünhainichener Heimatverein e.V.