„Damit sich […] bei uns eine Spieldose dreht… hat die Klubleitung unseres Kulturzentrums [im Deutschen Haus] sich um interessierte Partner bemüht und sie in einigen Betrieben und
Bürgern unseres Ortes gefunden. […] Ohne dabei auch nur im Geringsten den Umfang der Arbeit und den hohen finanziellen Aufwand außer Acht zu lassen, fand das Projekt „Spieldose“
sofort Zustimmung.“ Ein „Mach-mit-Objekt“ zum 30. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik 1979 für unseren Ort war gefunden. 2,50 m im Durchmesser und insgesamt
3,50 m hoch sollte sie werden, mit einem Kind, das dem Weihnachtsmann den Weg leuchtet, dem Vater mit der Gans, der Mutter mit dem Stollen, dem Mädchen mit den Lebkuchen und
dahinter dem Jungen mit dem Weihnachtsbaum. Am Sonnabend, dem 01.12.1979, konnten die Grünhainichener das erste Mal ihre Freilandspieldose anschieben.
Aber wem gehörten die fleißigen Hände, die unsere Spieldose schufen? Es war die „Arbeitsgruppe Spieldose“: Die Entwürfe und die Farbgestaltung der Figuren gehen auf Margarete
Wendt und den Kunstmaler Gottfried Sohr zurück. Helmut Wagner, als Lehrer für Polytechnik an der Oberschule Grünhainichen, berechnete die maßstäbliche Vergrößerung der Spieldose.
Die Herstellung der Rohlinge und Holzteile wurde im damaligen VEB Gehäusebau auf der Lengefelder Straße realisiert. Hauptsächlich war es Frieder Hunger, der dort mit seinem
handwerklichen Geschick tätig war. Anfallende Drechselarbeiten, z.B. an den Figuren, übernahm Wilhelm Enger, der ehemalige Eigentümer der Spanmühle, in seiner Werkstatt. Karl-
Heinz Börner vom VEB Werk-Kunst, heute wieder Wendt & Kühn, war hauptsächlich für die Bemalung der Figuren zuständig. Das erledigte er teilweise zu Hause oder im ersten Stock
des Gebäudes Lengefelder Straße 3, damals Klempnerei Spranger. Der zu dieser Zeit in Grünhainichen ansässige VEB WEMA Auerbach, gegenüber der Kirchstraße an der Hauptstraße
gelegen, bot die Möglichkeit der technischen Umsetzung, die von Maschinenbaumeister Bernd Hübler realisiert wurde. Der Kantor und Chorleiter Walter Hohenhausen
spielte auf dem Klavier Weihnachtslieder ein, die an der Spieldose dann vom Tonband zu hören waren.
Da sich die Spieldose nur im Winter drehte, hatte man das graue Gehäuse im Sommer zunächst mit einer großen Sonnenuhr versehen. Nach einem Wettbewerb gab es ab
1985 für einige Jahre eine Variante, die sich nicht drehte und eine Spanschachtel mit Figuren darstellte. Anlässlich unserer 650-Jahrfeier Grünhainichens 1999 wurde von
der Wendt & Kühn KG Grünhainichen die jetzige Sommerspieldose nach dem Vorbild Wendtscher Tradition gestaltet und aufgestellt.