Bei diesem Haus ist von einer Bauzeit vor 1870 auszugehen. Erster Eigentümer und Bauherr soll Johann Ernst Kluge, Gründer und Eigentümer der Baumwollspinnerei Grünhainichen im Mühlhof gewesen sein. Diese entstand 1863. Offenbar entschied er sich, im Ort in zentraler Lage, ein repräsentatives Wohnhaus zu errichten. Auf der topografischen Karte des Königreiches Sachsen von 1875 sind Gebäude an der Hauptstraße in Grünhainichen eingezeichnet, vermutlich auch in der exakten Anzahl, aber die eingezeichnete Lage ist nicht sehr genau. Auf einer Fotografie von ca. 1893 /94 ist das Haus zu sehen.
Ab 1908 soll der Spielwarenverlag C. G. Richter im Gebäude niedergelassen gewesen sein. Dieser Verlag schien öfter umgezogen zu sein und war noch auf dem Gartenweg in Besitz eines Gebäudes. Vielleicht waren an der Hauptstraße nur die Verwaltung und Wohnungen untergebracht. Aber das ist nicht nachweisbar. Der Verlag Richter war zuvor in dem damals abgebrannten Gut ansässig, das vor der Errichtung des Rathauses bestanden hatte.
Später war Karl Hähnel Inhaber des Verlags und er soll auch Wintersportartikel dort verkauft haben. Vermutlich war er der Eigentümer des Gebäudes. Er war aufgrund seines imposanten Schnurrbartes derjenige, der auch von den Grünhainichenern den Spitznamen „Schnurri“ bekam. Dieser wurde dann auf seinen Sohn Rudolf Hähnel übertragen, der uns eigentlich als „Hähnel Schnurri“ bekannt ist. Man kaufte sozusagen „Beim Schnurri“. Nach dem Konkurs des Verlagsgeschäftes eröffnete Rudolf Hähnel ein Spielwarengeschäft und verkaufte dort auch Grammophone (Sprechapparate) und Rundfunkgeräte. Außerdem befand sich von 1910 bis 1935 im ersten Stock des Hauses die Arztpraxis des Herrn Dr. Herkner, dieser wohnte wahrscheinlich auf der Kirchstraße.
1975 kaufte Bäckermeister Friedrich Vieweger, Sohn des Bäckermeisters Georg Vieweger aus Zschopau, das Haus mit dem dazugehörigen Grundstück. Innerhalb von 2 Jahren wurde das Haus mit Hilfe einer Feierabend-Brigade zu einer Bäckerei umgebaut. Familie Vieweger wohnte mit dem 3-jährigen Steffen zu dieser Zeit im Dachboden der Gemeindeverwaltung. Viele Details zum Umbau finden Sie im QR-Code.
Bis zur politischen Wende 1990 war es nicht möglich, offizielle Baukapazitäten, die nötig waren, um das Haus einzurüsten, vom Rat des Kreises Flöha zu erhalten. So machte das Haus von außen selbst für DDR-Verhältnisse einen maroden Eindruck.
1991 war es dann endlich möglich, das Haus einzurüsten und neu zu verputzen. Dabei wurde die 2. Etage des Hauses um ca. 2 Meter aufgestockt, sodass „normaler“ Wohnraum entstand. Gleichzeitig wurde dem Haus ein neues Dach aufgesetzt, was auch dringend erforderlich war. 2003 wurde ein neuer Backofen eingebaut. In diesem Jahre wurde ebenso der Verkaufsraum vergrößert und es entstand der jetzige Verkaufsraum mit Cafébereich, Kundentoiletten und Küche.
Am 1. März 2007, zum 30-jährigen Geschäftsjubiläum, wurde das Geschäft mit Haus und Grundstück an Konditormeister Steffen Vieweger übergeben.
2014 wurde hinter dem Haus ein Kundenparkplatz angelegt. Dafür wurden Stützmauern gebaut und der Parkplatz angefüllt. Somit wurde auch die Zufahrt in den von Friedrich Vieweger nach dessen Hauskauf angelegten (oberen) Hof großzügiger und für Transporter etc. nutzbar. Bis dato war es nur möglich, mit PKW´s den Hof zu befahren, da größere Fahrzeuge schlicht nicht um die Ecke kamen. 2018 wurde das gesamt Objekt neu angestrichen. 2020 wurde der obere Hof neu gepflastert. Gleichzeitig wurden die Verbindungstreppe vom oberen zum unteren Hof erneuert und alle Abwasser- und Regenwasserleitungen neu verlegt. 2021 wurde ein neuer Hauswasseranschluss gelegt.