Schulbildung in Borstendorf von 1617 bis 2003

Alte Hausnummer: 56D
T-Nr.: B37

Schulbildung in Borstendorf von 1617 bis 2003

Alte Hausnummer: 56D
T-Nr.: B37

Im Jahr 1617 ist eine erste Erwähnung eines Kirchschullehrers, namens Georg Schade, dokumentiert. Die erste Schule befand sich aller Wahrscheinlichkeit nach im heutigen Haus August-Bebel-Straße 88, vorher wurde in den verschiedensten Gebäuden im Dorf unterrichtet.

1747 begann man erneut mit einem Schulneubau, 1750 wurde diese unter der Hausnummer 37, im Grundstück des heutigen Pfarrhauses, registriert. Die Schule fiel 1809 einem Brand zum Opfer. Es erfolgte ein Wiederaufbau und 1833 eine nochmalige Erneuerung und Erweiterung. Eine klare Auskunft über Schulstandorte gib es leider in keinen Aufzeichnungen, vermutet werden eine Stube bei Bauer Klein (abgerissenes Gebäude neben dem Kulturhaus) sowie das Gebäude mit Lehrerwohnung im Haus Nr. 89, heute Lippersdorfer Straße 1.

Ab 1829 hatte Johann Gottfried Wetzig das Amt des Schulmeisters inne, 1835 unterrichtete er 173 Kinder in 2 Klassen.
Unterrichtung erfolgte in Schönschreibestunde, Vaterlandskunde, Kopfrechnen, Naturgeschichte, Gesang und Gebet, da die Kirche die oberste Aufsichtsbehörde der Schule war, wurde besonderer Wert auf die Lehre der Religion gelegt.

Vielen Kindern der ärmeren Bevölkerung war es versagt, täglich die Schule zu besuchen, sie mussten frühzeitig ihren Beitrag zum täglichen Brot der Familien leisten.

Die Konfirmation bedeutete gleichzeitig die Schulentlassung. Oft wurde hier das Zeugnis mit dem Kommentar „unterbrochener Schulbesuch, durch Armut verursacht“, ausgestellt. Die Kinder bedanken sich mit rührenden Worten für all die Mühe des Lehrers.

Der Vorläufer unserer heutigen Schule war das 1861 geweihte jetzige Pfarrhaus. Hier unterrichteten 2 Lehrer, einer der Lehrer war zugleich Schulleiter.
Durch die industrielle Blüte und das Bevölkerungswachstum erwies sich auch diese Schule nach reichlich 30 Jahren zu klein.

Herr Baumeister Schröter aus Grünhainichen erhielt, nach einer Ausschreibung, an der sich 6 Unternehmer beteiligten, den Zuschlag und errichtete für 48.726,76 Reichsmark
den jetzigen rechten Teil der Schule. Feierlich wurde die neue Schule am 13.Juli 1893 eingeweiht.

Im Jahr 1925 wurde das Gebäude nochmals um 3 Klassenzimmer erweitert und erreichte dabei nahezu das heutige Aussehen.
Im 1. Weltkrieg wurden alle jüngeren Lehrkräfte einberufen, die älteren verblieben.

Durch die neue Schulgesetzgebung nach 1919 wurde die Volksschule zur Staatsschule, das bis 1919 zu zahlende Schulgeld entfiel. Die Schulaufsicht ging von der Kirche auf
die Schulfachleute über. Es fehlte eine einheitliche Reichsschulgesetzgebung. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erfolgte eine Erziehung
im Geiste des faschistischen Regimes. Sogenannte „Staatsjugendtage“ dienten u. a. dazu Rassenhass und Kriegshetze auszubreiten.
Ab 1937 wurde Schach als Unterrichtsfach eingeführt.

1944 und 1945 herrschte großer Lehrermangel, da viele jüngere Lehrer an der Front waren. Danach wurde die Lage noch angespannter, da sogenannte „belastete Lehrkräfte“ entlassen wurden. Somit wurden Klassen zusammengelegt und in einer Klasse lernten wieder ca. 50 Kinder.

Ab 1. Oktober 1945 unterrichteten einzelne ausgebildete Lehrer zusammen mit 12 Lehrern aus anderen Berufen (Neulehrer) wieder planmäßig. Erste zentrale Lehrpläne entstanden. Es wurde eine Schülerspeisung, zuerst schwarze Brötchen, später eine Mehlsuppe, eingeführt, um die größte Not zu lindern. Durch die Umsiedlung von Familien stieg die Schülerzahl auf nahezu 500 an. Im Schulhaus wohnten seinerzeit 17 Familien, einige davon zogen in Wohnungen im Ort, damit konnte in 10 Lehrräumen unterrichtet werden. In diesen ersten Jahren der Neugestaltung des Schulwesens entstanden zahlreiche künstlerische Aktivitäten, u. a. die Schulaufführungen „Die Glücksuhr“
(1948), „Rotkopf Jörg“ (1949), „Das Kalte Herz“ (1950) oder auch „Aschenbrödel“ (1953).

1958 verschwand die Bezeichnung „Grundschule“, die allgemeinbildende Schule wurde zur Polytechnischen Oberschule, vermittelt wurde theoretisches Wissen ebenso
wie praktische Fähigkeiten von der 1. bis zur 10. Klasse mit sozialistischem Bildungs- und Erziehungsziel.

Von 1976 bis 1990 trug die Borstendorfer Schule den Namen „Max Roscher“ (1888 – 1940, kommunistischer Abgeordneter im Land- und Reichstag). 1993 lernten an der Schule 173 Schüler, davon 83 Schüler in der Grundschule, es unterrichteten 11 Lehrer, davon 4 Lehrer in der Grundschule.

Das Abschlussfest der Mittelschule am 7. Juli 2003 mit dem symbolischen Löschen des Lichtes in den Klassenräumen beendete die Unterrichtstätigkeit an diesem Standort.

Alle politischen Epochen hatten ihre Auswirkungen auf die Schulbildung in Borstendorf. Leider war auch die Borstendorfer Schule nicht immer eine Bildungsstätte mit humanistischem Bildungsziel.

Im Jahr 1617 ist eine erste Erwähnung eines Kirchschullehrers, namens Georg Schade, dokumentiert. Die erste Schule befand sich aller Wahrscheinlichkeit nach im heutigen Haus August-Bebel-Straße 88, vorher wurde in den verschiedensten Gebäuden im Dorf unterrichtet.

1747 begann man erneut mit einem Schulneubau, 1750 wurde diese unter der Hausnummer 37, im Grundstück des heutigen Pfarrhauses, registriert. Die Schule fiel 1809 einem Brand zum Opfer. Es erfolgte ein Wiederaufbau und 1833 eine nochmalige Erneuerung und Erweiterung. Eine klare Auskunft über Schulstandorte gib es leider in keinen Aufzeichnungen, vermutet werden eine Stube bei Bauer Klein (abgerissenes Gebäude neben dem Kulturhaus) sowie das Gebäude mit Lehrerwohnung im Haus Nr. 89, heute Lippersdorfer Straße 1.

Ab 1829 hatte Johann Gottfried Wetzig das Amt des Schulmeisters inne, 1835 unterrichtete er 173 Kinder in 2 Klassen.
Unterrichtung erfolgte in Schönschreibestunde, Vaterlandskunde, Kopfrechnen, Naturgeschichte, Gesang und Gebet, da die Kirche die oberste Aufsichtsbehörde der Schule war, wurde besonderer Wert auf die Lehre der Religion gelegt.

Vielen Kindern der ärmeren Bevölkerung war es versagt, täglich die Schule zu besuchen, sie mussten frühzeitig ihren Beitrag zum täglichen Brot der Familien leisten.

Die Konfirmation bedeutete gleichzeitig die Schulentlassung. Oft wurde hier das Zeugnis mit dem Kommentar „unterbrochener Schulbesuch, durch Armut verursacht“, ausgestellt. Die Kinder bedanken sich mit rührenden Worten für all die Mühe des Lehrers.

Der Vorläufer unserer heutigen Schule war das 1861 geweihte jetzige Pfarrhaus. Hier unterrichteten 2 Lehrer, einer der Lehrer war zugleich Schulleiter.
Durch die industrielle Blüte und das Bevölkerungswachstum erwies sich auch diese Schule nach reichlich 30 Jahren zu klein.

Herr Baumeister Schröter aus Grünhainichen erhielt, nach einer Ausschreibung, an der sich 6 Unternehmer beteiligten, den Zuschlag und errichtete für 48.726,76 Reichsmark
den jetzigen rechten Teil der Schule. Feierlich wurde die neue Schule am 13.Juli 1893 eingeweiht.

Im Jahr 1925 wurde das Gebäude nochmals um 3 Klassenzimmer erweitert und erreichte dabei nahezu das heutige Aussehen.
Im 1. Weltkrieg wurden alle jüngeren Lehrkräfte einberufen, die älteren verblieben.

Durch die neue Schulgesetzgebung nach 1919 wurde die Volksschule zur Staatsschule, das bis 1919 zu zahlende Schulgeld entfiel. Die Schulaufsicht ging von der Kirche auf
die Schulfachleute über. Es fehlte eine einheitliche Reichsschulgesetzgebung. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erfolgte eine Erziehung
im Geiste des faschistischen Regimes. Sogenannte „Staatsjugendtage“ dienten u. a. dazu Rassenhass und Kriegshetze auszubreiten.
Ab 1937 wurde Schach als Unterrichtsfach eingeführt.

1944 und 1945 herrschte großer Lehrermangel, da viele jüngere Lehrer an der Front waren. Danach wurde die Lage noch angespannter, da sogenannte „belastete Lehrkräfte“ entlassen wurden. Somit wurden Klassen zusammengelegt und in einer Klasse lernten wieder ca. 50 Kinder.

Ab 1. Oktober 1945 unterrichteten einzelne ausgebildete Lehrer zusammen mit 12 Lehrern aus anderen Berufen (Neulehrer) wieder planmäßig. Erste zentrale Lehrpläne entstanden. Es wurde eine Schülerspeisung, zuerst schwarze Brötchen, später eine Mehlsuppe, eingeführt, um die größte Not zu lindern. Durch die Umsiedlung von Familien stieg die Schülerzahl auf nahezu 500 an. Im Schulhaus wohnten seinerzeit 17 Familien, einige davon zogen in Wohnungen im Ort, damit konnte in 10 Lehrräumen unterrichtet werden. In diesen ersten Jahren der Neugestaltung des Schulwesens entstanden zahlreiche künstlerische Aktivitäten, u. a. die Schulaufführungen „Die Glücksuhr“
(1948), „Rotkopf Jörg“ (1949), „Das Kalte Herz“ (1950) oder auch „Aschenbrödel“ (1953).

1958 verschwand die Bezeichnung „Grundschule“, die allgemeinbildende Schule wurde zur Polytechnischen Oberschule, vermittelt wurde theoretisches Wissen ebenso
wie praktische Fähigkeiten von der 1. bis zur 10. Klasse mit sozialistischem Bildungs- und Erziehungsziel.

Von 1976 bis 1990 trug die Borstendorfer Schule den Namen „Max Roscher“ (1888 – 1940, kommunistischer Abgeordneter im Land- und Reichstag). 1993 lernten an der Schule 173 Schüler, davon 83 Schüler in der Grundschule, es unterrichteten 11 Lehrer, davon 4 Lehrer in der Grundschule.

Das Abschlussfest der Mittelschule am 7. Juli 2003 mit dem symbolischen Löschen des Lichtes in den Klassenräumen beendete die Unterrichtstätigkeit an diesem Standort.

Alle politischen Epochen hatten ihre Auswirkungen auf die Schulbildung in Borstendorf. Leider war auch die Borstendorfer Schule nicht immer eine Bildungsstätte mit humanistischem Bildungsziel.

Dezember 2021, Grünhainichener Heimatverein e.V., Textarchiv: Bernd Köhler ✝, Bildbearbeitung: Dietmar Ender