Lehngericht Borstendorf

Alte Hausnummer: 1
T-Nr.: B96

Lehngericht Borstendorf

Alte Hausnummer: 1
T-Nr.: B96

In den Anfangszeiten der Besiedlung Borstendorfs waren die neuen Siedler 10 bis 15 Jahre von Abgaben und Frondiensten befreit. Nach dieser „Gnadenfrist“ mussten sie dem Amt Augustusburg die geforderten Steuern etc. erbringen. Die erste Erwähnung eines Lehnrichters, welcher für die Verwaltung und Vertretung der Gemeinde verantwortlich zeichnete, erfolgte in der Freiberger Ratsliste vom 7. Februar 1452 als „Richter von Borssendorf“. Dem Lehnrichter, welcher trotz seiner höheren Stellung gleichfalls den so genannten „Unterthanen Eydt“ schwören musste, zur Seite standen zunächst zwei, später vier Gerichtsschöppen aus dem Bauernstand. Einer von diesen verwahrte die Gemeindelade, in welcher sich die Akten sowie das Siegel der Gemeinde befanden, in seinem Haus. Den Schlüssel zur Lade besaß der Lehnrichter. Das Lehngericht in Borstendorf und die Mühle (Mahl- und Brettmühle) gehörten zusammen, wenn man die Kaufgeschichte der Flo.mühle betrachtet. 1576 – Verkauf des Lehngerichts für 1.350 Gulden durch Georg Stolpner an seinen Sohn Christoph. Auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zwangen hohe Schulden die Eigentümer immer wieder zum Verkauf.
1584 – Kauf der Mühle durch Balthasar Rechenberger von Christoph Stolpner und 1624 die endgültige Zusprechung dieser durch den Sächsischen Staat an Rechenberger.
1632 – Verwüstung des Lehngerichts durch feindliche Truppen. Lehnrichter Hans Rechenberger, Nachfahre von Balthasar, sorgte für dessen Wiederaufbau. Das Pfarrgut, später Lehngut, wurde einverleibt als ein Teil des Lehngerichts. Im Lehngut betrieb man eine Schankwirtschaft, heute Pfarrweg 6. Es ist anzunehmen, dass allein der Lehnrichter das Schankrecht besaß. Während der Jahre 1800 bis 1820 erhielten die Häuser Nummerierungen. Begonnen wurde beim Gerichtsgebäude mit der Nummer 1. 7. August 1872 – Brand des Lehngerichts. Auch das Kirchendach und die Orgel wurden beschädigt.
1874 – Die Firma C. G. Schönherr erwarb das 103 Acker große Areal und begann mit dem Wiederaufbau der Wirtschaftsgebäude. Nach Fertigstellung 1876 gehörten zum Lehngericht weitere drei Gebäude – das Wohnhaus und zwei Scheunen. Das ehemalige Wohnhaus des Lehngerichts fiel einem Brand zum Opfer. So wurde in den Jahren 1904/1905 das so genannte „Kaiserliche Postamt“ an diesem Standort errichtet. 29. September 1941 – Die Gerichtsscheune, Scheune von C. G. Schönherr, heute Feuerwehrdepot, brannte lichterloh. Das Land Sachsen verkaufte aus dem Bodenreform-Land von C. G. Schönherr am 10. September 1945 das Lehngericht, welches zwischenzeitlich zum Wohnhaus umfunktioniert war, als Neubauernstelle an Herrn Paul Bruno Wolf, den Vater des heutigen Besitzers. Dazu gehörte auch die Hälfte des rechten Scheunenteils. In dieser Scheunenhälfte befanden sich unten Stallungen und oben der Heu- und Strohboden. Die linke Scheunenhälfte ging zu gleichen Teilen an die Einzelbauern Albert Göpfert und Emil Beier. Später diente die Scheune der LPG als Reparaturwerkstatt und Schmiede. Nach Ausbauarbeiten bewohnte ab März 1983 eine Familie den linken Scheunenteil, rechts war ein Kfz-Klempnergewerbe ansässig. Am 10. August 1993 zerstörte ein Großbrand das gesamte Gebäude. Im ehemaligen Lehngerichtsgebäude wohnen heute mehrere Familien.

In den Anfangszeiten der Besiedlung Borstendorfs waren die neuen Siedler 10 bis 15 Jahre von Abgaben und Frondiensten befreit. Nach dieser „Gnadenfrist“ mussten sie dem Amt Augustusburg die geforderten Steuern etc. erbringen. Die erste Erwähnung eines Lehnrichters, welcher für die Verwaltung und Vertretung der Gemeinde verantwortlich zeichnete, erfolgte in der Freiberger Ratsliste vom 7. Februar 1452 als „Richter von Borssendorf“. Dem Lehnrichter, welcher trotz seiner höheren Stellung gleichfalls den so genannten „Unterthanen Eydt“ schwören musste, zur Seite standen zunächst zwei, später vier Gerichtsschöppen aus dem Bauernstand. Einer von diesen verwahrte die Gemeindelade, in welcher sich die Akten sowie das Siegel der Gemeinde befanden, in seinem Haus. Den Schlüssel zur Lade besaß der Lehnrichter. Das Lehngericht in Borstendorf und die Mühle (Mahl- und Brettmühle) gehörten zusammen, wenn man die Kaufgeschichte der Flo.mühle betrachtet. 1576 – Verkauf des Lehngerichts für 1.350 Gulden durch Georg Stolpner an seinen Sohn Christoph. Auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zwangen hohe Schulden die Eigentümer immer wieder zum Verkauf.
1584 – Kauf der Mühle durch Balthasar Rechenberger von Christoph Stolpner und 1624 die endgültige Zusprechung dieser durch den Sächsischen Staat an Rechenberger.
1632 – Verwüstung des Lehngerichts durch feindliche Truppen. Lehnrichter Hans Rechenberger, Nachfahre von Balthasar, sorgte für dessen Wiederaufbau. Das Pfarrgut, später Lehngut, wurde einverleibt als ein Teil des Lehngerichts. Im Lehngut betrieb man eine Schankwirtschaft, heute Pfarrweg 6. Es ist anzunehmen, dass allein der Lehnrichter das Schankrecht besaß. Während der Jahre 1800 bis 1820 erhielten die Häuser Nummerierungen. Begonnen wurde beim Gerichtsgebäude mit der Nummer 1. 7. August 1872 – Brand des Lehngerichts. Auch das Kirchendach und die Orgel wurden beschädigt.
1874 – Die Firma C. G. Schönherr erwarb das 103 Acker große Areal und begann mit dem Wiederaufbau der Wirtschaftsgebäude. Nach Fertigstellung 1876 gehörten zum Lehngericht weitere drei Gebäude – das Wohnhaus und zwei Scheunen. Das ehemalige Wohnhaus des Lehngerichts fiel einem Brand zum Opfer. So wurde in den Jahren 1904/1905 das so genannte „Kaiserliche Postamt“ an diesem Standort errichtet. 29. September 1941 – Die Gerichtsscheune, Scheune von C. G. Schönherr, heute Feuerwehrdepot, brannte lichterloh. Das Land Sachsen verkaufte aus dem Bodenreform-Land von C. G. Schönherr am 10. September 1945 das Lehngericht, welches zwischenzeitlich zum Wohnhaus umfunktioniert war, als Neubauernstelle an Herrn Paul Bruno Wolf, den Vater des heutigen Besitzers. Dazu gehörte auch die Hälfte des rechten Scheunenteils. In dieser Scheunenhälfte befanden sich unten Stallungen und oben der Heu- und Strohboden. Die linke Scheunenhälfte ging zu gleichen Teilen an die Einzelbauern Albert Göpfert und Emil Beier. Später diente die Scheune der LPG als Reparaturwerkstatt und Schmiede. Nach Ausbauarbeiten bewohnte ab März 1983 eine Familie den linken Scheunenteil, rechts war ein Kfz-Klempnergewerbe ansässig. Am 10. August 1993 zerstörte ein Großbrand das gesamte Gebäude. Im ehemaligen Lehngerichtsgebäude wohnen heute mehrere Familien.

April 2022, Grünhainichener Heimatverein e.V., Textarchiv: Bernd Köhler ✝, Bildbearbeitung: Dietmar Ender