Dieses Haus ist eines der ältesten, original erhaltenen Häuser in Borstendorf. Es wurde um 1680 vermutlich von den Vorfahren des Orgelbauers Christian Friedrich August Göthel erbaut. Erstmalig wurden sie 1725 in den Ortslisten aufgeführt und waren von jeher als Instrumentenbauer bekannt. Sein Vater gleichen Namens (1769 – 1850), von Beruf Geigenmacher, hat neben verschiedenen Musikspielzeugen insbesondere auch die sogenannten „Vogelorgeln“ (Serinetten) gebaut. Mit diesen kleinen Leierkästchen versuchte man gefangenen Vögeln das Singen zu lehren. Abnehmer dafür sind die in Borstendorf zahlreich vertretenen Vogelsteller und Vogelhändler gewesen.
Auch heute noch erkennt man den Wohlstand ehemaliger Geigenbauer an den damals gebauten Fachwerkhäusern. Das Haus wird an der Straßenseite durch einen zusammenhängenden Gurt von 11 Andreaskreuzen geschmückt, die in erster Linie dekorativen Charakter besitzen, aber statisch eigentlich nicht erforderlich sind. Die mit Schiffchenkehlen verzierte Schwelle, das mit Zahnschnittfries über der Tür versehene Füllholz und besonders die aufgeblatteten Kopfbänder sind typische Merkmale für solch älteres Fachwerk. 1855 erwarb Christian Friedrich Göthel offenbar in 6. Generation dieses Gebäude (weiteres Interessantes über Christian Friedrich Göthel finden Sie im QR-Code sowie an der Informationstafel der Schachfigur).
Nach zahlreichen Anbauten kaufte 1877 Karl Gottlob Helbig das Haus, welches er lt. Grundbuch 1905 an Paul Otto Helbig verkaufte. Dieser stellte in einer kleinen Manufaktur hier im Haus Brett- und Tivoliespiele her. 1922 wird lt. Ortsliste die Witwe Berta Helbig erwähnt, welche das Gebäude an den Postschaffner Richard Helbig verkaufte. Sie wohnte nun als Mieterin im Haus und führte die Spielwarenproduktion zusammen mit dem Sohn Richard Helbigs, dem Spielwarenarbeiter Karl Helbig weiter. 1965 wurde der Holzarbeiter und Drechsler Roland Schubert, genannt „Sage“, neuer Eigentümer. Noch heute ist das denkmalgeschützte Haus im Besitz des Sohnes und Tischlers Christoph Schubert und seiner Familie. Trotz der zahlreichen An- und Umbauten wurden einige Besonderheiten bis heute erhalten, dazu zählen die Deckenhöhe von 1,70 m im Anbau oder die Kastenfenster an der Straßenseite.
Verknüpfte Wanderungen: