Ehemaliges Blaufarbenwerk Zschopenthal

Alte Hausnummer:
T-Nr.: W7

Ehemaliges Blaufarbenwerk Zschopenthal

Alte Hausnummer:
T-Nr.: W7

Zwei denkmalgeschützte Fachwerkbauten sind letzte Zeitzeugen des ehemaligen Blaufarbenwerkes Zschopenthal. Das Tor- und Turmgebäude waren einst die Wohnstätte von Hüttenfaktoren und Farbmeistern der fast 200 Jahre lang in der Zschopauaue existierenden Farbmühle. Auf Vorschlag des Bergherrn Caspar Sigismund v. Berbisdorf veranlasste das Oberbergamt im Jahre 1685 die Verlegung des Blaufarbenwerks von Annaberg in die Zschopauaue unter Waldkirchen, die samt Eisenhammer, Walz- und Brettmühle in seinem Besitz waren. Ausreichend Brennholz, Quarz und die Wasserkraft des Zschopauflusses boten günstige Bedingungen für das Hüttenwesen. Kobalterz, Quarz und Pottasche waren die Ausgangsstoffe für die Verhüttung einer für damalige Verhältnisse bedeutsamen Farbe. Kobaltblau, im Volksmund „Blaues Wunder“ genannt, war begehrter Zuschlagstoff, der u. a. zum Bemalen des Meißner Porzellans, der Delfter Kacheln oder zum Färben von Glas in Venedig Verwendung fand. Das Kobalterz wurde aus dem Schneeberger Revier und Bergwerken des oberen Erzgebirges herbeigekarrt. Die für die Verhüttung tätigen Darr- und Schmelzöfen wurden ausschließlich mit Holz befeuert, das aus der Mörbitz und nahen Erzgebirgswäldern auf dem Zschopaufluss herangeflößt wurde. Das Aufschlagwasser für die Pochwerke wurde über Mühlgräben in das Werksgebäude geleitet. Das Werk war dem Kobaltinspektor beim Bergamt Schneeberg unterstellt, das mit eigener Gerichtsbarkeit ausgestattet war. Es besaß eine eigene Werksschule mit einem werksangehörigen Schulhalter. Nach mehrmaligem Besitzwechsel wurde das Werk als gewerkschaftlicher Besitz in 28 Kuxe aufgeteilt. 1848 schließt sich das Werk mit den Blaufarbenwerken Niederpfannenstiel und Schindlerswerk in Bockau zum Blaufarbenwerksverein zusammen. Im gleichen Jahr wird es aus wirtschaftlichen Gründen an das Hauptwerk nach Niederpfannenstiel (jetzt Nickelhütte Aue) verlegt. Der letzte Werksfaktor Kurt Alexander Winkler siedelte mit seiner Familie mit dem Werk um und wurde 1848 Hütteninspektor im Hauptwerk. Sein Sohn Clemens Alexander wirkte später als Professor für Chemie an der Bergakademie Freiberg. Mit der Entdeckung des Elements Germanium und der Begründung der modernen Gasanalyse gelangte er zu hohem Ansehen.

Zeittafel

1685 Das Bergamt Freiberg verfügt die Verlegung der Farbmühle von Annaberg nach Zschopenthal

1687 Aufnahme der Farbproduktion in der Zschopauaue

1694 Gründung des Blaufarbenwerksconsortiums (Feste Hand)

– Kurfürstliche Farbmühle Oberschlema, Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, Blaufarbenwerk Zschopenthal, Schindlers Werk Albernau

– Einrichtung von Farblagern in Schneeberg und Leipzig

– Bestellung eines Communfaktors

– Weltmonopol an Blaufarbenproduktion gesichert

1848 Zusammenschluss sächsischer Blaufarbenwerke zum Privatblaufarbenwerksverein

– Organisation der Kobaltbeschaffung und Absatz der Farbprodukte

– Anschluss des Zschopenthaler Werkes an das Hauptwerk Niederpfannenstiel (jetzt Nickelhütte Aue)

1847 Kurt Alexander Winkler (letzter Hütteninspektor) übergibt dem Pfarramt Waldkirchen „Nachrichten über die Geschichte des Zschopenthaler Werks“

1848 Umzug des Blaufarbenwerks nach Niederpfannenstiel aus wirtschaftlichen Gründen

1850 Anschluss des Gutsbezirks Zschopenthal an den Gemeinde- und Schulbezirk Waldkirchen

1851 Versteigerung des Werks durch das Blaufarbenwerksconsortium

1852 Johann Gottlob Wunderlich (Webmeister aus Zschopau) ersteigert das Werksgelände und errichtet eine hochmoderne mechanische Weberei

1917 Der Gemeinderat beschließt die Ortsbezeichnung „Waldkirchen mit Zschopenthal“

1942 Die Weberei stellt die Produktion kriegsbedingt ein.

ab 1946 werden die Werksgebäude durch mehrere Gewerbebetriebe genutzt:

– Holzverarbeitung (Handwagen, Schlitten)

– Plastverarbeitung

nach 1950 Die HO-Kreisverwaltung nutzt das aufgestockte Websaalgebäude.

2009 Abriss des Gebäudes und Gestaltung des Knappschaftsplatzes

 

Zwei denkmalgeschützte Fachwerkbauten sind letzte Zeitzeugen des ehemaligen Blaufarbenwerkes Zschopenthal. Das Tor- und Turmgebäude waren einst die Wohnstätte von Hüttenfaktoren und Farbmeistern der fast 200 Jahre lang in der Zschopauaue existierenden Farbmühle. Auf Vorschlag des Bergherrn Caspar Sigismund v. Berbisdorf veranlasste das Oberbergamt im Jahre 1685 die Verlegung des Blaufarbenwerks von Annaberg in die Zschopauaue unter Waldkirchen, die samt Eisenhammer, Walz- und Brettmühle in seinem Besitz waren. Ausreichend Brennholz, Quarz und die Wasserkraft des Zschopauflusses boten günstige Bedingungen für das Hüttenwesen. Kobalterz, Quarz und Pottasche waren die Ausgangsstoffe für die Verhüttung einer für damalige Verhältnisse bedeutsamen Farbe. Kobaltblau, im Volksmund „Blaues Wunder“ genannt, war begehrter Zuschlagstoff, der u. a. zum Bemalen des Meißner Porzellans, der Delfter Kacheln oder zum Färben von Glas in Venedig Verwendung fand. Das Kobalterz wurde aus dem Schneeberger Revier und Bergwerken des oberen Erzgebirges herbeigekarrt. Die für die Verhüttung tätigen Darr- und Schmelzöfen wurden ausschließlich mit Holz befeuert, das aus der Mörbitz und nahen Erzgebirgswäldern auf dem Zschopaufluss herangeflößt wurde. Das Aufschlagwasser für die Pochwerke wurde über Mühlgräben in das Werksgebäude geleitet. Das Werk war dem Kobaltinspektor beim Bergamt Schneeberg unterstellt, das mit eigener Gerichtsbarkeit ausgestattet war. Es besaß eine eigene Werksschule mit einem werksangehörigen Schulhalter. Nach mehrmaligem Besitzwechsel wurde das Werk als gewerkschaftlicher Besitz in 28 Kuxe aufgeteilt. 1848 schließt sich das Werk mit den Blaufarbenwerken Niederpfannenstiel und Schindlerswerk in Bockau zum Blaufarbenwerksverein zusammen. Im gleichen Jahr wird es aus wirtschaftlichen Gründen an das Hauptwerk nach Niederpfannenstiel (jetzt Nickelhütte Aue) verlegt. Der letzte Werksfaktor Kurt Alexander Winkler siedelte mit seiner Familie mit dem Werk um und wurde 1848 Hütteninspektor im Hauptwerk. Sein Sohn Clemens Alexander wirkte später als Professor für Chemie an der Bergakademie Freiberg. Mit der Entdeckung des Elements Germanium und der Begründung der modernen Gasanalyse gelangte er zu hohem Ansehen.

Zeittafel

1685 Das Bergamt Freiberg verfügt die Verlegung der Farbmühle von Annaberg nach Zschopenthal

1687 Aufnahme der Farbproduktion in der Zschopauaue

1694 Gründung des Blaufarbenwerksconsortiums (Feste Hand)

– Kurfürstliche Farbmühle Oberschlema, Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, Blaufarbenwerk Zschopenthal, Schindlers Werk Albernau

– Einrichtung von Farblagern in Schneeberg und Leipzig

– Bestellung eines Communfaktors

– Weltmonopol an Blaufarbenproduktion gesichert

1848 Zusammenschluss sächsischer Blaufarbenwerke zum Privatblaufarbenwerksverein

– Organisation der Kobaltbeschaffung und Absatz der Farbprodukte

– Anschluss des Zschopenthaler Werkes an das Hauptwerk Niederpfannenstiel (jetzt Nickelhütte Aue)

1847 Kurt Alexander Winkler (letzter Hütteninspektor) übergibt dem Pfarramt Waldkirchen „Nachrichten über die Geschichte des Zschopenthaler Werks“

1848 Umzug des Blaufarbenwerks nach Niederpfannenstiel aus wirtschaftlichen Gründen

1850 Anschluss des Gutsbezirks Zschopenthal an den Gemeinde- und Schulbezirk Waldkirchen

1851 Versteigerung des Werks durch das Blaufarbenwerksconsortium

1852 Johann Gottlob Wunderlich (Webmeister aus Zschopau) ersteigert das Werksgelände und errichtet eine hochmoderne mechanische Weberei

1917 Der Gemeinderat beschließt die Ortsbezeichnung „Waldkirchen mit Zschopenthal“

1942 Die Weberei stellt die Produktion kriegsbedingt ein.

ab 1946 werden die Werksgebäude durch mehrere Gewerbebetriebe genutzt:

– Holzverarbeitung (Handwagen, Schlitten)

– Plastverarbeitung

nach 1950 Die HO-Kreisverwaltung nutzt das aufgestockte Websaalgebäude.

2009 Abriss des Gebäudes und Gestaltung des Knappschaftsplatzes

 

November 2022, Grünhainichener Heimatverein e.V.