Die Köhlerei Borstendorfs

Alte Hausnummer:
T-Nr.: B132

Die Köhlerei Borstendorfs

Alte Hausnummer:
T-Nr.: B132

Anfänglich wurde in den umliegenden Orten von Freiberg Holz verköhlert, welches dann als Holzkohle für das Schmelzen des Erzes bei hoher Temperatur benötigt wurde. Da die Holzbestände aber nach relativer kurzer Zeit, auch durch das benötigte Grubenholz, aufgebraucht waren, griff man auf entferntere Orte zurück. Neue Holzquellen für die Schmelzhütten in Freiberg wurden benötigt. Der Bürgermeister von Freiberg, welcher Mitte des 16. Jahrhunderts tätig war, schlug die Lautersteiner und Carlowitzer Wälder vor, um deren Holz auf der Flöha bis zur nächsten Kohlenstätte u.a. in Borstendorf zu flößen. Man hielt es jedoch um 1570 für unmöglich, besonders im Frühjahr, auf einem so starken und strengen Wasser der Flöha zu flößen. (Aufgrund der noch nicht vorhandenen Talsperren war die Flöha ein wasserreicher, tiefer Fluss gewesen). 1575 bis 1577 ließ der Bergrat Hans von Pernstein (Bärenstein), welcher für die Freiberger Bergwerksbedürfnisse zuständig war, einen neuen starken Holzrechen in der Flöha in Borstendorf für 600 Gulden anfertigen, um u.a. dort das Holz aus dem Fluss ziehen zu können. In den Wintermonaten wurde das gefällte Holz aus den höher gelegenen Wäldern mit Schlitten bis an das Ufer der Flöha gezogen. Auch der Cämmerswalder-Clausnitzer-Floßgraben wurde errichtet, um die Wälder des oberen Flöhagebietes in Böhmen zu erschließen. Das Einzugsgebiet der Flöha betrug 799,4 km² bei einer Floßweglänge von 39 km. Beim Einsetzen der Schneeschmelze im Frühling rollten die Arbeiter die Stämme in den Fluss. Die Flößknechte (Mautner) hatten eine gefährliche Arbeit, die auch manches Menschenleben forderte. Ein Floßplatz Borstendorfs war im Ortsteil Floßmühle. Im späteren „Haas`chen Grundstück“ (Siegel & Haase) befand sich der zweite Floßplatz, eine „Niedere Brettmühle“ mit einem großen Kohleplatz (Kohlemeiler) und Köhlerbehausung. Die günstige Lage Borstendorfs am Fluss und nur 26 km von Freiberg entfernt, stellte die Köhlereien in Görsdorf, Blumenau und Bernsdorf/Plaue (Fluss Zschopau) sowie Röthenbach (Fluss Wilde Weißeritz) in den Hintergrund. Ebenso waren mehrere Kohlemeiler auf den Feldern des Dorfes, auf denen man teilweise noch heute große, von jahrhundertealter Holzkohle geschwärzte Flecken sieht, wenn die Felder frisch gepflügt sind.
Nur von März bis Oktober konnte die Holzkohle auf der sogenannten „Kohlenstraße“ nach Linda, Brand-Erbisdorf, Freiberg u. Muldenhütten gebracht werden und es wurden wetterbedingt nicht mehr als 100 Fahrtage jährlich angesetzt. Damit errechnete man, dass auf einen Transporttag 75 Pferdefuhren kamen. Im Oberbergamtsarchiv wurde in Aufzeichnungen von 1605 erwähnt, dass Bernsdorf/Plaue 34 % , Blumenau 24 % und Borstendorf 42 % der benötigten Holzkohle jährlich nach Freiberg fuhren. Im selben Jahr waren es allein von Borstendorf 5.003 Fuhren! Hauptsächlich kleinere Bauern mussten diese Transporte übernehmen. Es konnten sich die Bauern mit mehr Ländereien von diesem Dienst freikaufen. 1.500 Bauern aus den Orten in der Umgebung sowie von z.B. Mohorn und Oberbobritzsch mussten die Holzkohle aus Borstendorf mit ihren meist 3er-Gespannen abholen und nach Freiberg fahren, um die Schmelzhütten am Laufen zu halten. Morgens in aller Frühe fuhren die Fuhrleute los, um ihr Ziel in Freiberg und Umgebung noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Die Fahrten von Borstendorf nach Freiberg wurden mit 15 Groschen bezahlt, hingegen blieben die Leerfahrten ungelohnt. Für 1 kg Silber benötigte man 35 kg Holzkohle. Pro Woche wurden in Freiberg über 400 Wagen Holzkohle benötigt und 6.500 Wagenladungen Holzkohle mussten in den Kohlehäusern, besonders für die Wintermonate, vorrätig sein. Pro Jahr verbrauchten die Freiberger Hütten so 260.000 Festmeter Holz. Dazu mussten auch in Borstendorf täglich mehrere Meiler abgebrochen und wieder neue errichtet werden. Fichte hatte sich aufgrund des niedrigen Kaligehaltes am besten zum Verkohlen geeignet. Bei der Abholzung ließ man immer einzelne große Bäume stehen, welche wieder mit ihren Samen den Wald aufforsten sollten. Man merkte jedoch schnell, dass dies nicht ausreichte. Der Forstwissenschaftler Johann Heinrich Cotta brachte im Auftrag des Kurfürsten August neue nachhaltige Waldbauverfahren zum Einsatz. Später wurde die Köhlerei nach Görsdorf/Pockau verlegt, die Gründe sind ungewiss. Der Borstendorfer Schnitzer Christian Groschupp sagte einmal: „Ohne die Holzkohle Borstendorfs, hätte es das Silber in Dresden nicht gegeben!“ …ein Stück Wahrheit, wenn man diese Fakten betrachtet!

Anfänglich wurde in den umliegenden Orten von Freiberg Holz verköhlert, welches dann als Holzkohle für das Schmelzen des Erzes bei hoher Temperatur benötigt wurde. Da die Holzbestände aber nach relativer kurzer Zeit, auch durch das benötigte Grubenholz, aufgebraucht waren, griff man auf entferntere Orte zurück. Neue Holzquellen für die Schmelzhütten in Freiberg wurden benötigt. Der Bürgermeister von Freiberg, welcher Mitte des 16. Jahrhunderts tätig war, schlug die Lautersteiner und Carlowitzer Wälder vor, um deren Holz auf der Flöha bis zur nächsten Kohlenstätte u.a. in Borstendorf zu flößen. Man hielt es jedoch um 1570 für unmöglich, besonders im Frühjahr, auf einem so starken und strengen Wasser der Flöha zu flößen. (Aufgrund der noch nicht vorhandenen Talsperren war die Flöha ein wasserreicher, tiefer Fluss gewesen). 1575 bis 1577 ließ der Bergrat Hans von Pernstein (Bärenstein), welcher für die Freiberger Bergwerksbedürfnisse zuständig war, einen neuen starken Holzrechen in der Flöha in Borstendorf für 600 Gulden anfertigen, um u.a. dort das Holz aus dem Fluss ziehen zu können. In den Wintermonaten wurde das gefällte Holz aus den höher gelegenen Wäldern mit Schlitten bis an das Ufer der Flöha gezogen. Auch der Cämmerswalder-Clausnitzer-Floßgraben wurde errichtet, um die Wälder des oberen Flöhagebietes in Böhmen zu erschließen. Das Einzugsgebiet der Flöha betrug 799,4 km² bei einer Floßweglänge von 39 km. Beim Einsetzen der Schneeschmelze im Frühling rollten die Arbeiter die Stämme in den Fluss. Die Flößknechte (Mautner) hatten eine gefährliche Arbeit, die auch manches Menschenleben forderte. Ein Floßplatz Borstendorfs war im Ortsteil Floßmühle. Im späteren „Haas`chen Grundstück“ (Siegel & Haase) befand sich der zweite Floßplatz, eine „Niedere Brettmühle“ mit einem großen Kohleplatz (Kohlemeiler) und Köhlerbehausung. Die günstige Lage Borstendorfs am Fluss und nur 26 km von Freiberg entfernt, stellte die Köhlereien in Görsdorf, Blumenau und Bernsdorf/Plaue (Fluss Zschopau) sowie Röthenbach (Fluss Wilde Weißeritz) in den Hintergrund. Ebenso waren mehrere Kohlemeiler auf den Feldern des Dorfes, auf denen man teilweise noch heute große, von jahrhundertealter Holzkohle geschwärzte Flecken sieht, wenn die Felder frisch gepflügt sind.
Nur von März bis Oktober konnte die Holzkohle auf der sogenannten „Kohlenstraße“ nach Linda, Brand-Erbisdorf, Freiberg u. Muldenhütten gebracht werden und es wurden wetterbedingt nicht mehr als 100 Fahrtage jährlich angesetzt. Damit errechnete man, dass auf einen Transporttag 75 Pferdefuhren kamen. Im Oberbergamtsarchiv wurde in Aufzeichnungen von 1605 erwähnt, dass Bernsdorf/Plaue 34 % , Blumenau 24 % und Borstendorf 42 % der benötigten Holzkohle jährlich nach Freiberg fuhren. Im selben Jahr waren es allein von Borstendorf 5.003 Fuhren! Hauptsächlich kleinere Bauern mussten diese Transporte übernehmen. Es konnten sich die Bauern mit mehr Ländereien von diesem Dienst freikaufen. 1.500 Bauern aus den Orten in der Umgebung sowie von z.B. Mohorn und Oberbobritzsch mussten die Holzkohle aus Borstendorf mit ihren meist 3er-Gespannen abholen und nach Freiberg fahren, um die Schmelzhütten am Laufen zu halten. Morgens in aller Frühe fuhren die Fuhrleute los, um ihr Ziel in Freiberg und Umgebung noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Die Fahrten von Borstendorf nach Freiberg wurden mit 15 Groschen bezahlt, hingegen blieben die Leerfahrten ungelohnt. Für 1 kg Silber benötigte man 35 kg Holzkohle. Pro Woche wurden in Freiberg über 400 Wagen Holzkohle benötigt und 6.500 Wagenladungen Holzkohle mussten in den Kohlehäusern, besonders für die Wintermonate, vorrätig sein. Pro Jahr verbrauchten die Freiberger Hütten so 260.000 Festmeter Holz. Dazu mussten auch in Borstendorf täglich mehrere Meiler abgebrochen und wieder neue errichtet werden. Fichte hatte sich aufgrund des niedrigen Kaligehaltes am besten zum Verkohlen geeignet. Bei der Abholzung ließ man immer einzelne große Bäume stehen, welche wieder mit ihren Samen den Wald aufforsten sollten. Man merkte jedoch schnell, dass dies nicht ausreichte. Der Forstwissenschaftler Johann Heinrich Cotta brachte im Auftrag des Kurfürsten August neue nachhaltige Waldbauverfahren zum Einsatz. Später wurde die Köhlerei nach Görsdorf/Pockau verlegt, die Gründe sind ungewiss. Der Borstendorfer Schnitzer Christian Groschupp sagte einmal: „Ohne die Holzkohle Borstendorfs, hätte es das Silber in Dresden nicht gegeben!“ …ein Stück Wahrheit, wenn man diese Fakten betrachtet!

März 2022, Grünhainichener Heimatverein e.V., Bildarchiv und Textarchiv: Buch: „Bergbau Wald Flöße - Freiberger Forschungshefte von 1960“ sowie Horst Schreiter