Erbaut wurde das Haus 1883. Im Zusammenhang mit der Baustelle des Wohnhauses wurde unter anderem Ernst Louis Göthel erwähnt. Im Einwohnerverzeichnis von 1884 fanden sich 3 Bewohner im Alter von 28 bis 32 Jahren, die u.a. mit ihren Familien in diesem Haus wohnten. Dabei wurde der 32-jährige Besitzer Karl August Kaden erwähnt. Laut Überlieferung wurden hier im Haus „Kisteln“, kleine Kisten für beispielsweise die Schachfiguren hergestellt. 1911 wurde der Bau des Schuppengebäudes mit Waschhaus für den Hausbesitzer Karl August Kaden links des Wohnhauses genehmigt. Reinhardt Kaden, ein Landwirtsohn aus Lippersdorf, heiratete 1915 die schwangere Ella Uhlig, doch er starb im ersten Weltkrieg und konnte den gemeinsamen Sohn Werner nicht kennenlernen. Ella Uhlig, verw. Kaden heiratete dann später den Mieter und Fabrikarbeiter Paul Bernhard Rothe. Sie erwarben das Haus und erweiterten den Schuppen 1937 zur Straße hin. Außerdem baute er eine Mangel der Firma Bruno Richter aus Chemnitz/Schönau ein. Sie funktioniert mit Elektromotor und war die modernste der 4 Mangeln Borstendorfs und ist noch heute an ihrem Platz. Die 4 Familien, welche seinerzeit im Haus wohnten, wechselten sich wochenweise ab, um einmal im Monat „große Wäsche“ (Bettwäsche und Tischdecken) zu waschen. Die Wäsche wurde mit selbst gewonnener Kartoffelstärke gestärkt, damit sie nicht so schnell Schmutz annahm und durch das anschließende Mangeln wurde sie weich und glatt. Zum Schluss wurde sie nochmal gebügelt, um die letzten Falten rauszubekommen. Bei Tischwäsche gab es nämlich den Aberglauben, dass Falten kein Glück bringen. Die Mangel war Montag bis Freitag von früh bis abends und teilweise auch am Wochenende für die Dorfbewohner im Einsatz. 1 h mangeln kostete 50 Pfennige und wurde von den Frauen je nach Bedarf für 0,5 bis 2 h genutzt. Ehefrau Ella Rothe, geb. Uhlig kümmerte sich um die Kundinnen und manches Mal trafen sich die „Mangelweiber“ danach noch am Küchentisch zum Kaffee oder Federn schleißen. In Heimarbeit nähte Ella in den 30er Jahren Handschuhe, vor allem aus Fell. Sie hatten den gemeinsamen Sohn Heinz Rothe. Er war sehr musikalisch, spielte die „Quetsch“ (Ziehharmonika nur mit Knöpfen) öfters in Lauterbachs Gasthof, bevor er in den 2. Weltkrieg eingezogen wurde und mit nur 19 Jahren starb. Nach Ende des 2. Weltkriegs nahm sie etliche Flüchtlinge im Haus auf und kümmerte sich rührend um sie. Ehemann Paul Bernhard Rothe beschwerte sich manches Mal, dass das Essen doch schon wieder alle war. In den 50er Jahren waren „Forstlehrschung“ (Forstlehrlinge) der Oberförsterei Borstendorf, wie Ella sagte, zur Miete. 1967 verstarb Paul Bernhard Rothe und sein Stiefsohn und Maschinenschlosser Werner Kaden übernahm das Anwesen. 1969 zog Tochter Gisela Renner, geb. Kaden mit dem aus Schlesien stammenden Ehemann Rainer Renner von Gahlenz nach Borstendorf. 1996 wurde Gisela Renner Eigentümerin. 2015 übernahm Tochter Peggy Rehwagen, geb. Renner das Haus.