Laut Grundbuch ist das Haus 1901 durch den Maurer Ernst Louis Griesbach erbaut wurden. Er bat, ebenfalls 1901, in einem Schreiben an die Gemeinde, entlang seines Griesbach`schen Grundstückes, dem heutigen Standort des Hauses, ein Schnittgerinne errichten zu dürfen. Er selbst wohnte in der damaligen 3 F (August-Bebel-Straße 54). 1905 verkaufte er das Haus an Sattlermeister Emil Ihle. Eine Bauzeichnung von 1929 zeigt den Einbau eines Schaufensters für den Verkaufsladen im ehemaligen Wohnraum, im Erdgeschoss rechts. Dieses wurde vom Sattler und Tapezierer Emil Ihle in Auftrag gegeben. In der Werkstatt im Keller fertigte er Polstermöbel und beispielsweise Pferdegeschirre. Der 1910 geborene Sattler- und Tapeziermeister Kurt Palme kam ungefähr Mitte der 30er Jahre nach Borstendorf. Er übernahm das Geschäft von Emil Ihle und wurde 1955 auch Hauseigentümer. Seine Frau Ruth Herta Palme, geb. Krause verkaufte im Laden neben den gefertigten Waren auch Farben und Tapeten. Besonders beliebt war das Geschäft im Dorf wegen seiner preisgünstigen Umbau- und Reparaturarbeiten von Möbeln. Im Adressbuch des Amtsgerichtsbezirks Augustusburg von 1938 werden der Müller Otto Schreiter sowie ein Holzarbeiter als weitere Mieter erwähnt, die neben dem Besitzer u.a. mit ihren Familien in diesem Haus wohnten. 1956 gab es eine Baugenehmigung für eine Aufstellung eines fabrikfertigen Hühnerhauses. 1967 wurde der baufällige Giebel abgerissen und neu erbaut. Palmes hatten zwei Kinder. Der Mitte der 30er Jahre geborene Sohn Rainer Palme sollte das Geschäft übernehmen. Jedoch starb er ca. 1968 an einer Verletzung beim Überspringen eines Zaunes. Kurts Ehefrau starb in den 70er Jahren, offenbar aus Kummer über ihren Sohn. Kurt Palme heiratete erneut, seine 2. Frau war Frieda Palme, geb. Winter. Er arbeitete bis zur Rente, die letzten Jahre jedoch nur noch im Verkauf. Ca. 1981 schloss das Geschäft. 1997 kaufte Familie Tilo Göthel das Haus und modernisierte es schrittweise. Das Schaufenster wurde 2002 ausgebaut und die ursprüngliche Ansicht wieder hergestellt. Dabei fanden sich im Mauerwerk zwei Münzen aus der Kaiserzeit von 1876 und 1898. Damals war es üblich, Münzen als Glücksbringer zu hinterlegen.