Auch dieses Gebäude wurde, wie viele der Häuser, die in Borstendorf an der damaligen Waldkirchner-Eppendorfer- Halbchaussee lagen, Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. In der Ortsliste von 1884 wurden 3 Bewohner erwähnt, welche u.a. mit ihren Familien im Haus wohnten. 1905 wurde der Besitzer Robert Neuhäußer genannt, der den Beruf des Zimmermanns und Röhrenböhrers ausübte. 1922 wurden dann 2 Mieter aufgeführt, welche als Schlosser und Fabrikarbeiter tätig waren. Danach war Albert Neuhäußer Besitzer. Er wurde nach Ende des 2. Weltkrieges aufgrund seiner Ortsgruppenleitertätigkeit nach Russland verschleppt und starb. Das Haus ist infolge seiner politischen Vergangenheit enteignet worden. Bis 1996 war es Eigentum der Gemeinde/Gebäudewirtschaft und hatte mehrere Mieter. Seit 1996 ist es im Besitz von Uwe und Ines Martin und wurde nach und nach renoviert und ausgebaut. Im Schuppen fand man noch das alte Werkzeug des Röhrenbohrers. Der Beruf des Röhrenbohrers wurde nicht nur im Bergbau des Erzgebirges gebraucht. Hier in Borstendorf war Robert Neuhäußer der Einzige seines Standes. Um eine Röhre herstellen zu können, benötigte man einen geeigneten Baumstamm. Als Holz wurde vorrangig Lärche verwendet und es musste möglichst gerade gewachsen sein und wenig Äste haben. Der Stamm wurde auf einen Bohrbock aufgespannt und mit einer Kette gegen verdrehen fixiert. Als Holzbohrer kamen geschmiedete Bohrstangen in Form von Löffelbohrern oder Drillbohrern mit einer Länge von ca. 2 m und unterschiedlichen Durchmessern zum Einsatz. Der Baum wurde „grün“ ausgebohrt, das heißt frisch geschlagen. Beim Bohren wurde das Holz spiralförmig ausgeschält und es entstand ein charakteristischer Bohrspan. Die Länge des Bohrers bestimmte die Anzahl der Umdrehungen, bis der Span gebrochen und herausgezogen wurde. Da die Stämme von 2 Seiten gebohrt wurden, waren auch größere Längen möglich. Nun wurde die Röhre mit dem Zugeisen noch entrindet. Um zwei Röhren miteinander verbinden zu können, wurde eine Seite konisch ausgebohrt, das Gegenstück entsprechend verjüngt und die beiden Enden ineinander geschlagen. Später kamen geschmiedete Verbindungsringe zum Einsatz, die in der Mitte eine Wulst hatten, damit sie gleichmäßig in beide Enden der Röhren eingeschlagen werden konnten. Mit dem Ausbau der Wasserversorgung mittels Eisenrohren, Ende der 20er Jahre, sank der Bedarf an Holzröhren im Dorf. Quelle: u.a. Zunftmontan e.V.