Ca. 1878 wurde das Haus errichtet. Im Einwohnerverzeichnis von 1884 wurde der 34-jährige Spielwarenfabrikant Gustav Adolf Hunger als Besitzer genannt. 1891 wurde er im Adressbuch des Amtsgerichtsbezirks Augustusburg bereits mit einer Holzwarenproduktion erwähnt. 1907 gab es die Genehmigung zum Aufstellen einer Elektromotoranlage, denn als eines der ersten Häuser wurde es an die Elektrizität des ersten Elektrizitätswerks Borstendorfs im Haus Nr. 24 (August-Bebel-Straße 23) angeschlossen. Einer Aufstellung der Gewerke Borstendorfs aus dem Jahr 1914 ist zu entnehmen, dass Gustav Hunger Baukästen herstellte.
Sein Bruder Heinrich Hunger war auch Baukastenfabrikant und wohnte im Nachbarhaus Nr. 26 (Alte Dorfstraße 10). Er starb tragisch am 8. Dezember 1885 abends mit 68 Jahren auf dem Nachhauseweg von einer Kindtauffeier. Er stürzte kurz vor seinem Hause kopfüber in den Dorfbach und schlug auf die Stirn auf.
1922 wurde in der Ortsliste der Hausbesitzer und Bahnarbeiter Emil Hunger aufgeführt, anschließend gehörte das Haus Ella Göthel, geb. Hunger. Von 1928 bis 1962 betrieb ihr Mann, der Schuhmacher Franz Göthel hier im Erdgeschoss rechts seine Schusterwerkstatt. Die Haustür befand sich zur Straßenseite. Ein Holzschuppen befand sich auf der anderen Bachseite. Seine Kunden im Dorf liebten seine guten und preiswerten Reparaturen von Schuhen und Ledersachen. Seine Lehrlinge mussten einmal pro Woche mit dem Handwagen voll reparierter Schuhe den Berg Richtung Lippersdorf hochziehen, um die dortigen Kunden zu versorgen. Auf dem Rückweg nahmen sie wieder kaputte Schuhe mit. Später hatte Franz Göthel ein Fahrrad mit Hilfsmotor und fuhr in den 50er Jahren selbst einmal pro Woche nach Lippersdorf zu seinen Kunden. Er bekam dafür von den Bauern zum Teil Nahrungsmittel in dieser knappen Zeit. Ebenfalls fertigte er neue Stiefel für russische Offiziere. Zwischenzeitlich hatte er bis zu 7 Angestellte. Schustergeselle Gerhard Groschupp arbeitete viele Jahre in der Werkstatt mit und übernahm diese nach dem Eintreten der Rente von Franz Göthel als Mieter ab ca. 1962 bis 1986. Danach wurde die Werkstatt als Wohnraum benötigt und Gerhard Groschupp zog auf die August-Bebel-Straße 17 auf die Giebelseite in einen kleinen Raum, wo einst der sogenannte „Sieber-Friseur“ war, und arbeitete bis zur Rente 1997. Die Haustür hier wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen auf die rechte Giebelseite verlegt. Nach dem Tode ihrer Eltern übernahm die Tochter und Kindergärtnerin Irmgard Neubert, geb. Göthel das Haus. Sie starb 1998. Danach war es im Besitz von Kurt Neubert, ehem. Buchhalter der LPG Marbach. Seit 2004 ist das Haus im Besitz von Enkel Thomas Göhler.