Gast-Schankwirtschaft und Fleischerei Ernst Auerbach
Das Ursprungsgebäude wurde Anfang der 1800er Jahre erwähnt. Aus alten Unterlagen geht hervor, dass ab 1872 Christiane Wilhelmine Kluge und Karl Friedrich Kluge Eigentümer waren und Schankwirtschaft, Fleischerei und Landwirtschaft betrieben. Daher im Volksmund „Flescherkarl“. 1897 erwarb Ernst Wilhelm Auerbach dieses Anwesen und begann mit zahlreichen Um- und Anbauten: Errichtung eines Kuh- und Pferdestalls, einer Abortanlage, eines Flachbaus linksseitig als Vereinszimmer und Vergrößerung der Gaststube und Küche. Kommentar eines Gastes (Karl Pflugbeil ehem. Gärtner): „De besten Warschteln und billigsten Sauerbraten hats dort gegam. An Sunnabend und Sunch is dort Großbetrieb gewaßen“.
1923 wurde das Anwesen an den Sohn Ernst Wilhelm Auerbach jun. und seine Ehefrau Elisabeth (bekannt als Lisbeth) übergeben. Dieser schaffte die Landwirtschaft ab und widmete sich bis 1931 der Fleischerei und Gaststätte. Ab 1931 wurde die Fleischerei an Fam. Schramm und ab 1939 an Fam. Edwin Obendorf bis 1978 verpachtet. Danach schloss die Fleischerei für immer.
Nach Kriegsende wurde Ernst Auerbach, Geschäftsmann nach Mühlberg/Elbe (Speziallager der sowj. Besatzungsmacht) verbracht, von wo er nicht wieder zurückkehrte. Von dieser Zeit an betrieb seine Frau „Lisbeth“ die Gastwirtschaft allein. Wenn Gäste mit dem Bus nach Hause fahren wollten, wurde einfach die Lampe an der Haustür eingeschaltet und der Fahrer wusste damit, dass er anhalten musste. In dem zum Anwesen gehörenden Nebengebäude rechts (heute Wohnhaus 96B der Fam. Helfer) wurde lt. alten Unterlagen ab 1936 die Scheune als Wohnraum und 2 große Garagen ausgebaut. Eine Garage diente als Depot der deutschen Reichspost für einen Kraftomnibus. Im Zeitraum von 1963 bis 1990 wurde die Borstendorfer Feuerwehr (Auto und Gerätschaften) untergebracht. Ab 1967 stieg Tochter Ursula mit Ehemann Hans Fischer in das Geschäft ein. Dieses bewirtschafteten sie bis zu ihrer Rente im Jahr 1985, dann schloss die Gaststätte ihre Tore für immer. Bis zur „Wende“ produzierte die „Taschenfabrik Semmler Grünhainichen“ in diesen Räumen. Vom Jahr 1992 bis 2012 produzierte die Firma Wendt & Kühn mit bis zu drei Beschäftigten Kleinteile für ihr Produktionssortiment.
Anfang der 90er Jahre sanierten Tochter Marion mit Ehemann Reiner Helfer das Gebäude und bauten es zu einem Mehrfamilienhaus aus, der Umbau wurde 1995 fertiggestellt. Das ehemalige Schlachthaus am Dorfbachweg ist danach zu vier Garagen umgebaut wurden.