Im Garten oberhalb des Hauses war einst ein großer Teich. Hier im Gebäude, welches komplett aus Feldsteinen gemauert war, befand sich eine Mühle. Das große Wasserrad von 5,5 – 6 m Durchmesser hing in einer überdachten Radstube, welche rechts an der Mühle angebaut war. Die Radstube war noch ca. 3 m unter Straßenniveau tief. Die kleine, flache, neu verputzte Mauer davor grenzt heute den ehemaligen Bereich der Radstube in ihren Grundmaßen ein. Wenn bei Bedarf die jeweiligen Schotten des Teiches geöffnet wurden, floss das Wasser über Holzrinnen oder Holzrohre zum Wasserrad. Der in der Mühle über Transmission angetriebene Mühlenstein wurde genutzt, um Getreide zu mahlen. Die Mühle muss sehr alt sein. Vermutlich erst später wurde das heutige Wohnhaus links angebaut, als Holzwaren produziert wurden. Die hergestellten Kisten wurden nach Überlieferungen in den sehr hohen Räumen des heutigen Wohnhauses gelagert. Später wurde im Bereich der Radstube eine Turbine eingebaut, welche die Maschinen antrieb.
Der erste Eintrag im Grundbuch war vom 18.07.1874, als der Holzarbeiter Carl August Findeisen das Grundstück von Karl Heinrich Seifert erwarb. Carl August Findeisen besaß ebenfalls das Anwesen mit der Ortslistennummer 83 (heute Seitenweg 4), da es ursprünglich eingemeinsames Grundstück war. Nach 2 Zwischenbesitzern kaufte am 09.04.1894 der 54-jährige Spielwarenfabrikant Wilhelm Moritz Oehme beide Grundstücke. Er stellte Holzspielzeug und -waren hier im Haus mit Wasserkraft her. 1923 wurde das Konkursverfahren nach 2 weiteren Besitzern eröffnet und 1926 die Zwangsversteigerung angeordnet. In dieser Zeit nutzte vermutlich der Mieter Willi Seifert (OL-Nr. 83 – heute Seitenweg 4) hier die Produktionsräume für die Herstellung von Instrumentenkästen und -schränken für medizinische, astronomische und wissenschaftliche Instrumente sowie Hausapotheken. Am 29.12.1928 kaufte der 33-jährige Holzwarenfabrikant Gotwin Curt Eppendorfer dieses Anwesen und stellte u.a. Versandkisten für die örtlichen Holzwarenproduzenten her. Bereits 1913 produzierte er in einem anderen, nicht mehr nachweisbaren Gebäude. G. C. Eppendorfer kaufte gleichzeitig auch das Grundstück mit der Ortslistennummer 82C (Seitenweg 6), welches das Wohnhaus der Familie Eppendorfer war und auch in dessen linken Anbau wurde produziert. Die gesamte Raumnutzungsfläche der Produktion betrug 200 m2. Zuletzt waren 3 Arbeiter beschäftigt, welche kleine Kistchen herstellten. Aufgrund von Mangel an Betriebskapital wurde 1933 für das Anwesen erneut die Zwangsversteigerung angeordnet.
1936 erwarb es der Landwirt Kurt Alfred Rüger von der Girokasse Borstendorf. Die Bauern brachten das Getreide zur Mühle und er mahlte es bis Ende der 50er Jahre zu Schrot und Mehl. Außerdem verkaufte er Saatgut. Er besaß ab 1950 auch das Gehöft mit der OL-Nr. 78 (Seitenweg 12), wohnte aber immer hier im Haus. 1975 wurde Tochter und Näherin Margitta Christa Eckardt, geb. Rüger Eigentümerin. Seit 2011 ist Enkel Marcus Sieber Besitzer des schönen Anwesens.