Mein Name ist Christel Helm und ich bin die derzeitige Besitzerin dieses Hauses. Es wurde im Jahre 1680 erbaut. Diese Jahreszahl befand sich über der Eingangstür, der Erbauer ist nicht bekannt. Im Jahr 1844 wird Traugott Friedrich Petschmann als Eigentümer unseres Grundstückes geführt. Er verkaufte das Haus später im Jahre 1855 an den Holzarbeiter Christoph Adam Oehme. 1860 wurde es von Karl Wilhelm Oehme, meinem Ur-Urgroßvater übernommen. Dieser verkaufte das Gut 1889 an seinen Sohn Wilhelm Emil Oehme, meinen Urgroßvater. Der war Kistenfabrikant und Bankdirektor der Borstendorfer Vorschusskasse. In dieser Zeit heiratete Emil Oehme meine Urgroßmutter Anna Concordia Petschmann. Damit war ein Familienmitglied der Familie Petschmann wieder ins Gut zurückgekehrt. Und die älteren Bewohner von Borstendorf kennen unsere Familie von je her nur unter dem Namen: die Petschmanns. Kein Familienname konnte sich durchsetzen. Wurde im Ort nach Oehme, Gründig oder Helm gefragt, die kannte niemand. Aber fragte man nach dem Petschmann Gut, wusste jeder, wo es zu finden war. Emil und Anna Concordia hatten 16 Kinder, von denen 13 am Leben blieben. Mein Großvater Kurt Oehme, war das 2. Kind und kaufte 1920 das Gut von seinem Vater. Er war Gutsbesitzer und Spediteur, heiratete Paula Göthel und bekam mit ihr 7 Kinder, von denen nur die 4 Töchter die Geburt überlebten. Seine jüngste Tochter Ilse, meine Mutter, übernahm 1953 mit ihrem Ehemann Horst Gründig das landwirtschaftliche Anwesen. Fortan bewirtschafteten sie das durch die Bodenreform vergrößerte Gut und verhinderten mit all ihren Kräften, dass es von der LPG übernommen wurde. 1969 mussten sie die Landwirtschaft aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Das Grundstück blieb aber in der Familie und wurde 1986 von mir und meinem Mann Bernd Helm übernommen. Bereits meine Eltern bauten das alte Bauernhaus zu einem, für die damalige Zeit, modernem Wohnhaus um. Wir bauten das Haus weiter um und aus. Dabei wurde bei Schachtarbeiten im Haus einer der 4 Findlinge, auf die das Haus 1680 gebaut wurde, freigelegt. Für unsere Familie war das ein besonderer, ja auch ergreifender Moment. Erkannten wir doch, dass unser Haus auf festem Grund steht.
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